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Online Yoga / 11. 2020

10 Tipps für online teaching

Die Yogastudios sind geschlossen, Workshops und Seminare werden abgesagt, Retreats wackeln. Für etliche Yogalehrer wird es langsam eng. Wie ich auf Online-Unterricht umgestellt habe – und was es dabei zu beachten gilt.


Als Corona über die Welt hereinbrach, überwältigte mich das. Meinen Yoga-Unterricht jetzt online stellen? Auf keinen Fall. Schließlich gab es genug zu tun: Homeschooling, nicht nur die Kinder, auch die Eltern versorgen, auf die eigene Gesundheit achten. Online-Unterricht sollten KollegInnen machen, die den Antrieb und die Kenntnisse hatten, sich dieses Feld zu erschließen. Zudem ist Yoga-Unterrichten für mich etwas zutiefst Lebendiges und Pulsierendes. Ich konnte mir nicht vorstellen, auf einmal eine digitale Scheibe zwischen die Schüler und mich zu schieben.

Nach ein paar Wochen hatte ich mich an mein neues Leben gewöhnt – und begann, meine Schüler und das Unterrichten zu vermissen. Ich sprang schließlich doch in den Online-Pool. Meine erste Online-Yogastunde war 90 Minuten lang und noch dazu ein Workshop. Ich habe einen halben Tag gebraucht, um alles vorzubereiten: einen neutralen Hintergrund suchen, Zoom einrichten, Licht testen, Möbel verrücken, eine Position für meine Matte und den Rechner finden. Passte ich liegend, stehend und sitzend ins Bild? War ich gut zu sehen und sollte ich die Brille absetzen? Gefühlt zog ich mich zehnmal um.

Nach der Online-Klasse war ich fix und fertig und hatte brüllende Kopfschmerzen. Rückblickend würde ich sagen: Aus Unsicherheit habe ich zu viel gemacht und gewollt. Die zweite Stunde war bereits besser, und ab der dritten kam ich in den Flow. Mittlerweile würde ich sagen: Online-Yoga kann zwar eine Präsenzklasse niemals ersetzen – aber Spaß machen kann es durchaus!

Im Folgenden teile ich, was für mich gut funktioniert hat und was nicht.

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Hintergrund: Neutral und angenehm beleuchtet

Nutze einen möglichst neutralen Raum ohne persönliche Dinge wie Kerzen, Tücher oder Bilder. Die Rückmeldung meiner Schüler: Wir wollen keine Wohnzimmer-Atmosphäre. Ein kleiner Raum ist besser für die Akustik als ein großes, leeres Studio. Nutze direktes Licht, das dich von vorn anstrahlt und indirektes Licht von hinten, um Wärme zu erzeugen.

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Gute Sicht: Hohe Kontraste, klare Konturen

Trage möglichst helle Farben auf einer dunklen Matte oder umgekehrt. Deine Kleidung sollte schlicht sein und eng anliegen (Sportswear). Positioniere dich und die Matte seitwärts beim Zeigen der Übungen mit einem Abstand von etwa 1,5 bis 2 Metern zum Computer. Stell den Rechner erhöht auf, zum Beispiel auf einen Beistelltisch.

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Welches Tool für den Online-Yoga-Unterricht?

Zoom als Programm funktioniert gut und wird von sehr vielen YogalehrerInnen genutzt. Stell am besten auf Galeriansicht, dann siehst du alle Teilnehmer in kleinen Fenstern auf dem Bildschirm. Bitte deine Schüler am Anfang, die Sprecheransicht einzustellen – so sehen sie nur das virtuelle Studio und dich. Wenn möglich, schließ deinen Rechner an einen Fernsehbildschirm an, so siehst du die Teilnehmer groß und hast die Chance, individuell anzuleiten. Achtung: Manche Schüler mögen es nicht, ja, finden es sogar unangenehm, online mit Namen angesprochen zu werden. Benutze also besser allgemeine Formulierungen.

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Konkreter Ablauf einer Online-Yogastunde

Bitte deine Schüler, sich zu Beginn der Praxis stumm zu schalten („mute”). Sollte es Fragen während der Stunde geben, können sie den „Chat“ benutzen – was fast nie passiert. Lade deine Schüler am Ende ein, sich wieder laut zu schalten („unmute”), und gib ihnen die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Feedback zu geben. Alternativ kannst du ihnen anbieten, das Meeting zu verlassen und in Shavasana oder Meditation zu bleiben. Nimm es nicht persönlich, wenn du plötzlich alleine bist.

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Tipps für den Inhalt der Online-Yogaklassen

Trau dich einfach zu sein. Scheu dich nicht, Abläufe simpel zu gestalten und zu wiederholen, auch in aufeinanderfolgenden Klassen. Und wenn du nicht jedes Mal rechts und links ansagst, sondern es ab und zu freigibst, haben die Schüler zudem mehr Raum, sich selbst zu spüren und sind weniger im Kopf. Außerdem kurbelt es die Neuroplastizität an (die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst ändern).

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Achte auf dich: Selfcare ist essenziell

Mach Pausen. Trinke zwischendurch etwas und atme durch. Mach dir klar: Beim Online-Yoga-Unterricht hältst einen langen Monolog – ohne die Möglichkeit, die Energie der Gruppe zu spüren, durch den Raum laufen und Adjustments geben zu können. Deine Stimme und deine Wortwahl spielen beim Online-Yoga eine besonders große Rolle. Sprich nicht zu laut – du musst keinen großen Raum mit 40 Schülern beschallen, und die Schüler sind nah vor ihren Rechnern. Trau dich ab und an zu schweigen, um deine Stimme und Energie nicht auszulaugen.

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Tipps für Vorbereitungsphase der Online-Stunde

Schaff dir selbst einen „heiligen Raum.“ Insbesondere wenn du gerade den ganzen Tag mit Kindern, Partner, Hund und Katz zu Hause bist: Spring nicht vom Esstisch auf die Lehrermatte. Nimm dir Zeit für ein persönliches Ritual vor und nach dem Unterrichten. Ideal ist es, selbst zu praktizieren und dann online zu gehen. Noch idealer ist es, morgens zu unterrichten, da die eigene Energie weniger verbraucht ist. Aber hey, was ist schon ideal… Achte trotzdem darauf, im Anschluss etwas Nährendes nur für dich zu tun, bevor du die Spülmaschine einräumst.

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Suche dir einen Ausgleich zum Online-Unterricht

Solange du online Yoga unterrichtest, achte darauf, dass du genug an der frischen Luft bist. Geh spazieren, tank Vitamin D, triff dich mit echten Menschen zu einem Wald-Spaziergang und mach immer wieder einmal einen ganzen Tag frei – ohne Mails, ohne soziale Medien.

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Preise: Was dürfen Online-Yogastunden kosten?

Bitte unterrichte nicht umsonst. Online-Unterricht ist energetisch anspruchsvoll, und energetisch bekommst du nicht das Gleiche zurück wie in einer echten Klasse. Arbeite nicht für weniger als zehn Euro. Ich selbst nehme zwölf Euro für 75 Minuten, so habe ich die Möglichkeit, jemanden mit an Bord zu nehmen, den Corona finanziell umgehauen hat und der nur fünf Euro geben kann. Wenn du auf Spendenbasis arbeitest, dann nenne einen Richtwert (zehn bis 15 Euro). Als Bezahlungssystem funktioniert PayPal unkompliziert, mit einer Mail-Adresse kannst du mit minimalem Aufwand einen Account für dich einrichten

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Vertrauen, Liebe, Dankbarkeit

Hab Vertrauen. Es geht nicht um dich. Werde dir klar, warum du Online-Yoga unterrichten willst, was deine Intention ist. Dann unterrichte, so gut es an jedem einzelnen Tag geht, und akzeptiere, dass es gute und nicht so gute Tage gibt. Verbinde dich mit dem Geist von „Metta“, der liebevollen Güte. Du wirst merken, wie deine Schüler es schätzen, mir dir und den anderen SchülerInnen in Verbindung zu sein und einen Raum zu teilen, auch wenn der nur virtuell ist. Wenn sich die Teilnehmer am Ende laut schalten, wirst du etliche „Danke“s hören. Nimm diese Dankbarkeit an – du hast es verdient.

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